Mittwoch, 04 März 2020 14:10

Macht das Internet Dolmetscher obsolet?

Künstliche Intelligenz ist überall und wird immer besser. Große Internetunternehmen vertrauen bereits auf die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bieten kann – auch wenn es gilt, tausende Social Media Posts täglich zu übersetzen. Die Software hierfür liefern Unternehmen wie DeepL oder Acrolinx.

 

Diese Software-Schmieden aus Köln respektive Berlin wurden mit ihrer Idee eine Software zu entwickeln, die auf der Basis zig-tausender Seiten Literatur Übersetzungen erstellen kann, schief angesehen, heute machten diese Programmen Dolmetschern Konkurrenz.

Branchenverbände wie der Verband der Übersetzungsunternehmen QSD merken an, dass nur menschliche Dolmetscher wirklich gute Übersetzungen erstellen können. Doch die Programme aus den jungen IT-Firmen zeigen, dass sie auch die Punkte beherrschen, die seitens der Dolmetscher bemängelt werden.

Softwares übersetzen nicht mehr Wort für Wort

Anders als frühe Übersetzungsprogramme können die neuesten Ergebnisse der Softwarehersteller mehr als nur Texte wie ein Wörterbuch übersetzen. Während die ersten Programme Texte einfach Wort für Wort wie mit einem Wörterbuch übersetzt haben, wo nur wenig brauchbare Ergebnisse entstanden, können heute Programme dank künstlicher Intelligenz bereits den Inhalt des Textes erfassen und damit sinnvolle Übersetzungen erstellen.

Auch aus die sprachlichen Eigenheiten können Programme bereits eingehen. Texte aus dem Deutschen in eine andere Sprache oder umgekehrt zu übersetzen, gilt für viele Programmierer der Branche als eine Art Königsdisziplin. Deutsch ist wesentlich komplexer als viele andere Sprachen, die sehr festen Grammatikregeln unterworfen sind. Und wenn es soweit ist, einen deutschen Behördentext zu übersetzen, die sehr viele Nominalkonstruktionen nutzen, waren früher Übersetzungsprogramme heillos überfordert. Heute weist die Software ihre Nutzer bereits auf überflüssige Nominalstrukturen oder Passivkonstrukte hin.

Wer braucht heute noch Dolmetscher?

Schon lange werden Warnungen laut, dass in wenigen Jahren Übersetzungen nicht mehr als Dienstleistung nachgefragt werden, denn die Software wird immer besser. Der Beruf des Dolmetschers könnte nur der nächste in der langen Reihe von Professionen sein, der durch den technologischen Fortschritt obsolet wurde.

Selbst Dolmetscher-Dachverbände geben bereits zu, dass Software manchmal den menschlichen Dolmetschern voraus wäre. Aber, so das Argument der Übersetzer, wäre die augenscheinlich hohe Qualität maschinell erstellter Übersetzungen oft trügerisch.

Auf die Details kommt es an

Viele Nutzer von Sprachsoftware denken, deren Qualität sei so gut, dass die Texte unbesehen veröffentlich werden könnten. Doch das ist ein Trugschluss, denn im Detail macht die Software noch viele Fehler – die Muttersprachler leicht erkennen und den Text als minderwertig abstempeln. Solche Fehler fallen den meisten Menschen, die nur rudimentäre Fremdsprachenkenntnisse haben, kaum auf. Aber wer die jeweilige Sprache gut beherrscht, wie professionelle Dolmetscher oder Muttersprachler, dem fallen die Fehler auf.

Ein Unternehmen, das sich international positionieren und vermarkten will, darf also nicht auf die Dienstleistung eines Profis verzichten, wenn es nicht unfreiwillig zur Lachnummer werden will.

Seit dem Aufkommen von Übersetzungssoftware sparen sich immer mehr Unternehmen ihre Sprachbüros und kaufen die Übersetzungen nach Bedarf ein. Durch diese Entwicklungen haben sich immer mehr kleine und große Übersetzungsbüros gebildet, die im Internet um die Gunst der Kunden buhlen.

Ein Weg, den viele dieser Agenturen gehen, der Kunden sichern soll, ist eine thematische Spezialisierung das Mittel der Wahl. So entstehen Büros die sich auf Literaturübersetzungen spezialisieren, auf Produkte der Chemischen Industrie oder auf Bastelanleitungen. Wann Software soweit ist, dass auch diese Dienstleistungen maschinell erbracht werden, wird nur die Zukunft zeigen.

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