Freitag, 02 September 2016 17:13

Indien auf der Hannover Messe: Neue Chancen für deutsche Investoren?

Die diesjährige Hannover Messe ist vorbei. Und Indien war als Partnerland nicht nur aufgrund der knapp 400 indischen Unternehmen und einer allgegenwärtigen Werbekampagne mit dem „Make in India“-Löwen sehr präsent, sondern es wurde auch eine Reihe von Absichtserklärungen zwischen deutschen und indischen Verbänden sowie den jeweiligen Regierungen unterschrieben.

Zeit für Euphorie? Sicherlich nicht. Denn von den bisherigen Verkündungen der indischen Regierung wurden bislang kaum Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt. Und auch 2006, als Indien bereits einmal Partnerland der Messe war, wurden viele Versprechungen gemacht, die letztendlich zu einer (Über)Euphorie führten. Die Erwartungen der deutschen Wirtschaft wurden in den folgenden Jahren aber zum Teil schwer enttäuscht. Also alles wie immer? Sicherlich nicht! „Anders als in der Vergangenheit, in der politische Programme und Ankündigungen per se sehr vage blieben oder nur einige wenige Ausschnitte der indischen Wirklichkeit beleuchteten oder manche Missstände, wie zum Beispiel die Korruption, sogar komplett negiert wurden, traut sich die neue Regierung um den indischen Premierminister Modi nun tatsächlich erstmals ein sehr mutiges, weil umfassendes Reformpaket zu“, erklärt Dr. Johannes Wamser. So werden schonungslos selbstkritisch die vorhandenen Missstände in der Verwaltung, Infrastruktur und Politik adressiert und Maßnahmen, die Wirkung zeigen werden, aufgezeigt.

Dass deren Umsetzung nicht „Knall auf Fall“ realisiert werden kann, überrascht nicht wirklich, denn die Bereitschaft aller Beteiligten in Politik und Verwaltung wird nicht von vorneherein vorhanden sein. Denn dort wo Bürokratie abgebaut und Korruption verhindert werden soll, gibt es auch solche, die davon in der Vergangenheit profierten und nun um ihren Machtverlust hart kämpfen. Zudem verfügt die neue Regierung unter Premierminister Modi derzeit über keine Mehrheit im Oberhaus des indischen Parlaments. Auch die indische Industrie, die sich künftig mit ausländischen Wettbewerbern und deren häufig gnadenlos überlegenen Technologien messen werden muss, versucht, wichtige Reformprozesse zu verzögern oder zu verhindern. Es besteht Hoffnung! Denn Modi scheint der erste Premierminister seit Jahrzehnten zu sein, dem man es zutraut, sich und seine Ideen im Heimatland durchzusetzen. Zum einen verfügt seine Koalition über eine stabile Mehrheit im Unterhaus des Parlaments, wie es sie zuletzt in den 1980er Jahren in Indien gab. Zum anderen hat er in seiner Vergangenheit als Ministerpräsident von Gujarat bewiesen, sich auch gegen innere Widerstände durchzusetzen und das Bundesland zu einem attraktiveren Ziel ausländischer Investoren wandeln zu können. Sowohl auf den Veranstaltungen im Rahmen der Eröffnung Hannover Messe wie auch im direkten Gespräch mit Unternehmensvertretern (wie hier mit unserem Geschäftsführer Mike D. Batra, Foto) begrüßte der indische Premierminister Modi das gesteigerte Interesse der deutschen Wirtschaft an Indien und versicherte, dass Indien sich deutlich aktiver als in der Vergangenheit darum bemühen wird, bestehende Hemmnisse für Investoren zu beseitigen.

Was dieses für jedes einzelne Unternehmen bedeutet, bleibt abzuwarten und muss im Einzelfall betrachtet werden. Was nicht passieren darf, ist, dass Unternehmen – wie in den 2000er Jahren – „übereuphorisch“ nach Indien gehen, um dann dort von der „harten Realität“ überrascht zu werden. Umgekehrt wäre es aber genauso falsch, Indien links liegen zu lassen. Zu attraktiv sind die langfristigen Chancen und das demografische Potenzial Indiens, um den Subkontinent ausblenden zu können. Dieses bedeutet, dass vor jedem Markteintritt eines Unternehmens eine sehr dezidierte und individuelle Betrachtung der Potenziale, der vorhandenen Marktsegmente aber auch der Besonderheiten, Schwierigkeiten und Anpassungsnotwendigkeiten geschehen muss. So nutze Mike D. Batra dann auch die Gelegenheit, sich bei Premierminister Modi für den deutlich gesteigerten Reformwillen seiner Regierung zu bedanken.

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